Medien und Aktuelles

Tagung «Verkehrssprache – verkehrte Sprache?» vom 19. November 2021

Verkehrssprache – verkehrte Sprache? Wie der Sprachgebrauch unsere Mobilität mitprägt

Die Tagung stellte Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Sprachkompass Mobilität (CDE, Universität Bern) vor und reflektierte diese vor dem Hintergrund der Verkehrs- und Nachhaltigkeitsforschung in der Soziologie, Verkehrsforschung und Politikwissenschaften.

Ziel der Tagung war es, den Zusammenhang zwischen Sprachgebrauch und Mobilität praxisbezogen zu reflektieren und Möglichkeiten auszuloten, wie eine nachhaltigere Mobilität über einen alternativen Sprachgebrauch gefördert werden kann.

Diese Fragen leiteten die Tagung an:

  1. Wie prägt der gängige Sprachgebrauch die Wahrnehmung des Verkehrsgeschehens und des öffentlichen Raums? Welche Werte und Mobilitätsnormen werden im sprachlichen Handeln ausgedrückt?

  2. Wie stellen unterschiedliche Formen des sprachlichen Ausdrucks den Energie- und Ressourcenverbrauch dar?

  3. Wie werden die am Verkehrsgeschehen Beteiligen sprachlich dargestellt, darunter Menschen, die sich mit dem Velo, dem Auto, dem Zug, dem Flugzeug, zu Fuss usw. fortbewegen, und zudem verschiedene Geschlechter und Gruppen wie Kinder und alte Menschen?

  4. Wie werden mobilitätsrelevante Objekte, Vorgänge und Infrastrukturen sprachlich bezeichnet, z.B. Strassen, Parkplätze, Unfälle, Staus usw.?

Programm

Mobilität und Verkehr: Welche Vorstellungen und Haltungen rufen diese Begriffe auf und welche Folgen ergeben sich daraus für nachhaltiges Handeln?

Hugo Caviola (Linguist, CDE, Universität Bern) & Andrea Sedlaczek (Linguistin, Universität Wien)

Folien zum Vortrag von Hugo Caviola & Andrea Sedlaczek (PDF, 2 MB)

Vom Fahren bei schlechter Sicht, Beschleunigungen, Abbremsen und Stillstehen auf dem Pannenstreifen. Sprachkritische Beobachtungen zur Leitmetaphern der Mobilität im Mediendiskurs über die Covid-19-Krise

Martin Reisigl (Linguist, Universität Wien)

Folien zum Vortrag von Martin Reisigl (PDF, 329 KB)

Mobilität, Verkehr, Freiheit – Betrachtungen eines staunenden (Wissenschafts-) Journalisten zur Verwendung einiger Begriffe

Marcel Hänggi (Journalist, Zürich)

Folien zum Vortrag von Marcel Hänggi (PDF, 3 MB)
Website von Marcel Hänggi (mhaenggi.ch)

Autono-Mobilität und “the freedom not to move”

Katharina Manderscheid (Soziologin, Universität Hamburg)

Folien zum Vortrag von Katharina Manderscheid (PDF, 3 MB)

Offene Straßen oder zugeparkte Zukunft

Dirk von Schneidemesser (Verkehrsforscher, Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, Potsdam)

Folien zum Vortrag von Dirk von Schneidemesser (PDF, 1 MB)

Workshop: Wie können nachhaltigere Perspektiven, Haltungen und Wertungen durch alternative sprachliche Ausdrucksformen vermittelt werden?

Medien

Interview im Westdeutschen Rundfunk (WDR): «Warum wir anders über Verkehr sprechen sollten»

Hugo Caviola im Interview in der Sendung «Quarks» des Westdeutschen Rundfunks (WDR) vom 27. Juni 2023.

Vortrag «Eine linguistische Fallstudie zur medialen Berichterstattung über Verkehrsunfälle»

Prof. Martin Reisigl hielt den Vortrag am 4. April 2023 an der Universität Warschau.

Interview in der Berner Zeitung BZ: «Rosinen picken statt Hühnchen rupfen»

Interview in der Berner Zeitung vom 22. Juni 2021 (PDF, 690 KB)

Sprachkompass-Artikel auf Shortlist der besten GAIA-Artikel 2020

Unser Artikel «Grenzenlose Mobilität und fliessender Verkehr. Eine kritische Sprachreflexion» wurde vom Editorial Board in die Shortlist der besten GAIA-Artikel des Jahres 2020 aufgenommen. Dies die Kommentare dazu:

Der Beitrag zeigt in eindrucksvoller Weise wie wir durch die Sprache unsere Vorstellungen von der Welt bauen und in welcher Weise die Auswahl der Begriffe Assoziationen über Analogien erzeugen, die unser Denken so begrenzen, dass alternative Welten kaum vorstellbar werden. Dass der Begriff «Mobilität» der Vorstellung eines «suffizienten Verkehrs» so klar im Wege steht, hat mich überrascht. Der Beitrag hat mich sehr angeregt und ich versuche seitdem meinen eigenen Sprachgebrauch kritisch zu prüfen und nach Alternativen zu den gängigen Begriffen zu suchen. Insofern hat der Beitrag zumindest mich zu einem veränderten Sprachhandeln motiviert.

In a very comprehensible, convincing and inspiring way, Caviola and Sedlaczek show how discourse linguistics can contribute to unveil interpretative frameworks (frames) associated with the current usage of the concepts «mobility» and «traffic» and how these promote non-sufficient thinking and action, not without providing alternative metaphorical frames and suggestions towards a language usage that better supports sufficiency.

Sprach-Guide ‹Mobilität› versus ‹Verkehr›

Per 1. Januar 2021 wurde aus dem «Amt für Verkehr» des Kantons Zürich das neue «Amt für Mobilität». Ein bedeutender Schritt, denn es geht nicht nur um einen neuen Titel, sondern auch um neue Schwerpunktthemen, Aufgaben und Strukturen. Der neue Name lädt auch dazu ein, über die Bedeutung der Wörter Mobilität und Verkehr nachzudenken. Sind sie wirklich so synonym, wie sie im Alltagsgebrauch teilweise verwendet werden? Was schwingt – bewusst oder unbewusst – mit, wenn wir uns für den einen oder anderen Begriff entscheiden?

In der von der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich herausgegebenen Broschüre finden Sie Ergebnisse aus dem Sprachkompass Mobilität kurz und praxisnah zusammengefasst.

Broschüre Sprachkompass Mobilität und Verkehr, Kanton ZH (PDF, 2 MB)

VCÖ-Magazin: Interview mit Martin Reisigl

Mit dem Sprachwissenschaftler Martin Reisigl sprach das VCÖ-Magazin darüber, warum wir sprachlich Gas geben und nicht in die Pedale treten, warum Autowerbung vor der Gefährlichkeit ihres Produktes warnen müsste und warum Bewegungen wie Fridays for Future den öffentliche Sprachgebrauch verändern können.

VCÖ-Magazin 1-2020: «Sprache verrät uns viel über Normen» (PDF, 295 KB)Langversion des Interviews auf vcoe.at

Universität Bern CDE Spotlight: «Das Wort Klimawandel ist eine Beruhigungspille»

Wie prägt Sprache unsere Wahrnehmung von Landschaft und Umwelt? Wie beeinflusst sie unser Denken und Handeln? Dies untersuchten Wissenschaftler in einem Forschungsprojekt am CDE. Die Resultate liegen nun in Buchform vor. Und ein Anschlussprojekt ist bereits unterwegs. Das Thema: suffizienter Lebensstil. Projektleiter Hugo Caviola über Sprache – und was sie mit nachhaltiger Entwicklung zu tun hat.

Interview auf www.cde.unibe.ch

K-Punkt: Die Wirkung der Sprache auf die Planung der Zukunft

Wie die Sprache das Denken und Handeln der Menschen prägt. Ein Talk zur Sprachwahl in Bezug auf die Raumplanung.

Talk im K-Punkt auf Kanal K am 14. April 2017 (MP3, 40 MB)

Wie die Sprache Werthaltungen erschliesst

Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. Oktober 2016 (PDF, 634 KB)

«Weshalb redet man nicht von Klimazerstörung?»

Unsere Wahrnehmung der Natur wird auch von sprachlichen Begriffen geprägt. Hans Weiss, langjähriger Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz, plädiert deshalb für präzise Wortwahl.

Interview im Magazin Pro Natura 1/17 (PDF, 966 KB)